Zwei Wochen ohne Auto

Einen kurzen Test, wie es sich ohne Auto lebt.

Vor gut zwei Wochen ging mein Auto kaputt, ich wollte gerade zum Wertstoffhof. Grüne/gelbe Säcke, Glas, Papier, Pappe, all das muss hier zum Wertstoffhof gebracht werden. Nachdem das Auto voll beladen war, sprang es nicht mehr an. Der Anlasser lief, der Motor ruckelte etwas. Also wieder alles ausgeladen, am nächsten Tag erneut probiert und immerhin sprang es nach vielen Versuchen an. Somit kam ich immerhin bis zur Werkstatt.

Dummerweise waren gerade Ferien, die Werkstatt war voll und so wurde mir gesagt, das man sich erst in 2 Wochen darum kümmern könne. Uffz. Aber gut dachte ich mir, probierste die Zeit mal ohne Auto zu überbrücken.

Die Kosten des Autos

Immerhin wird das eigene Auto gerne als großer Kostentreiber genannt in Finanzblogs. Wer darauf verzichten kann, spart richtig Kohle. Und das stimmt. Ich hatte vor ein paar Jahren mal Überschlagsweise meine Kosten ausgerechnet. Das ist gar nicht so einfach, da die Kosten äußerst dezentral anfallen. Die Anschaffung am Anfang, Versicherung, Inspektion, Tanken und die Reparaturen. Während die Anschaffung schnell vergessen ist, schlagen Reparaturen unregelmäßig zu. Im einen Jahr ist nichts, im nächsten geht die Servolenkung kaputt.

So hat man meist nur eine grobe Ahnung was das Auto wohl etwa kosten wird. Vor ein paar Jahren habe ich das mal ausgerechnet. Ich bin überschlagsmäßig auf etwa ein Monatsgehalt gekommen. Mein Auto ist kein teures, ich zahle kaum Versicherung und mein Gehalt ist auch nicht wenig, bei vielen dürfte die Rechnung eher in Richtung zwei Monatsgehälter sein.

Im Grund aber bedeutet es: Ich gehe recht viel Zeit im Jahr fürs Auto arbeiten.

Antiproduktivität

Rolf Dobelli hat das Thema in einem Artikel aufgegriffen. Antiproduktivität. Rechnet man alles auf Aufwendungen zusammen, also Arbeitszeit um die Kosten reinzuholen, dem Hinterhergespringe in der Werkstatt, die Zeit im Stau, Fahrzeit, kommt man auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 6 km/h. Im Grunde ist man im Durchschnitt gerade mal etwas schneller als zu Fuß.

Dummerweise ist der Durchschnitt so eine Sache.

Würde ich aufs Auto verzichten, würde mir mein Arbeitgeber sicher nicht erlauben, den Monat für das Auto einfach daheim zu bleiben. Die Kiste Bier kommt nicht alleine zu mir nach Hause und dann war da noch die Sache mit dem Wertstoffhof.

Bierkauf ohne Auto

Zwei Wochen ohne Auto

Zwei Wochen ohne Auto haben mir gezeigt, dass es prinzipiell geht. Gut das wusste ich vorher schon. Ich war mal ein paar Monate in Irland, ohne Auto, da habe ich alles mit dem Rad erledigt. Geht, aber erfordert halt immer noch eine etwas andere Logistik.

Der Wocheneinkauf mit dem Bollerwagen ist im Sommer nett, zur Not komme ich mit der Bahn zur Arbeit und letzte Woche bin ich zweimal aufs Rad gestiegen, um die 22 km zur Arbeit zu radeln.

Spaß macht es nur im Sommer, wenn es nicht regnet und man irgendwie auch Lust darauf hat sich in der früh gleich etwas zu quälen. Mir macht das Spaß, aber nicht jeden Tag. So war ich dann doch froh, dass es Corona-bedingt noch Home-Office gibt und dank Feiertag die Woche kurz war.

Mit dem Radl zur Arbeit

Dazu kommt das Gefühl auf dem Land doch etwas eingeschränkt in der Mobilität zu sein. Auch wenn das Auto meist nur herumsteht, die Gewissheit es nutzen zu können ist Luxus.

Auto ist wieder da

Heute kam dann der erlösende Anruf, das Problem wurde gefunden. Das ist schon viel wert. Die Drosselklappe war’s. 600 Euro kostet der Spaß und das Auto steht wieder da. In der großen Stadt ist es gewiss anders, wenn der Ärger bei der Parkplatzsuche überwiegt, man ohnehin im Stau steht und der Nahverkehr halbwegs funktioniert.

Somit bleibe ich beim Auto, auch wenn es meine Durchschnittsgeschwindigkeit nicht erhöht.

8 Kommentare

  • Lese gerade ein Buch von Rolf Dobelli. Also seine Artikel zusammengefasst in kompakter Form. Spannende Themen die er jeweils kurz und knackig aufgreift.

    Mir gehts wie dir bezüglich Auto. Ist bei mir jährlich ein knappes Monatsgehalt wenn man alles dazu rechnet (Abschreibung etc.). Total teuer und purer Luxus… Aber auch ein grosses Stück Freiheit.

    Liebe Grüsse
    Schweizer-Minimalist

    • admin

      Dobelli macht ein paar gute Punkte, wie z.B. die News-Diät. Die Sache ist nur, dass es mir in der Praxis regelmäßig schwer fällt, die Punkte auch zu befolgen. Die Verlockungen sind eben recht groß.

  • Auf dem Land ohne Auto ist es leider immer noch recht kompliziert. Für mich als Stadtbewohnerin ist es mit Auto kompliziert. Parkplatzsuche ist der blanke Horror, ständig überall Stau. Bin froh, dass ich die Blechkiste seit 5 Jahren los bin. Ich habe jahrelang genauestens Buch geführt, einschl. Kosten für Staubsauger an der Tankstelle. Mit kleinem Billig-Auto und günstiger Versicherung ging nichts unter insg. durchschnittlich 350€ im Monat. Heute dürfte es deutlich mehr sein. Anschaffungskosten einberechnet (Anschaffungspreis minus Verkaufspreis geteilt durch genutze Monate).

    • admin

      Glaube ich gern, in der Stadt nimmt der Nutzen ab, da vieles einfacher so zu erledigen ist. Ging mir in Irland damals auch so, da war alles mit dem Rad oder zu Fuß erreichbar. Da kann man dann auch jede Menge Geld sparen.

  • Daniel

    Ich bin 16 Jahre täglich mit Bus und Bahn gefahren. Obwohl die Zugverbindung/Bustaktung sehr gut war habe ich für die 36km jeden Tag 2x50Minuten Zeit benötigt. Die Kosten für das Monatsticket lagen bei 100€. Abgelößt hat es das Auto fürs Wochenende nicht, lediglich für den Alltag.

    Ich fahre seit einem Jahr ein E-Auto. (Tesla Model 3). Keine Wartung, keine vorgeschriebenen Inspektionen, Fahrtzeit pro Tag reduziert sich um 40Minuten. Jahresmittelstromverbrauch pro 100km: 16,5kw/h = <5€. Stromkosten im Jahr, unter 1000€ und damit sogar günstiger als Bus/Bahn.

    PV Anlage für günstigeren Strom ist eingeplant…ich sage mal so… ich wüsste nicht warum ich wieder vom Auto zurück zu ÖPNV wechseln sollte.

    • admin

      Gerade beim täglichen Pendeln ist es meist kein großer Vorteil den ÖPNV zu nehmen. Zeitlich und auch vom Geld her. Geht mir genauso, ich brauche dann doppelt so lang mit dem Zug. Mache ich nur, wenn wir nach der Arbeit Bier trinken gehen. 🙂
      Wo die Bahn eine Alternative ist, nehme ich sie gerne, z.B. auf Langstrecken. Viel Spaß mit dem Tesla, wenn man den dann noch mit der eigenen PV-Anlage tanken kann umso besser. 🙂

  • Bob

    Ich war 3 Jahre autofrei und was ich in dieser Zeit mit der Bahn und Bussen erlebt habe ist schlicht unvorstellbar. Heute fahre ich wieder selber und und bin glücklich. Das leiste ich mir !!

    • admin

      Glaube ich gerne, so ganz ohne ist es je nach Wohnort doch recht schwierig. Ich gönne mir daher auch den Luxus des Autos und nutze dann jeweils das Verkehrsmittel, welche jeweils am Besten geeignet ist.

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